Ländliche Räume sind divers und nicht untereinander zu vergleichen. Vereine und Verbände sind Multiplikatoren und die erste Anlaufstelle für Künstler*innen.
“Die Leute sind nicht entpolitisiert, sie sind staatsmüde, verwaltungsmüde.” (Bernd Stracke)
Menschen aus urbanen Räumen interessieren sich für ländliche Räume – umgekehrt ist das oft nicht der Fall.
Die Freiwillige Feuerwehr in ländlichen Räumen setzt viel Kulturarbeit um. Um Vielfalt in der Kultur zu schaffen, können wir nicht alles der Feuerwehr überlassen.
“Angst vor Veränderung, die Abwanderung betrifft, ist oft die, die die Abwanderung von Frauen betrifft.” (Bernd Stracke)
Der kollektive Selbstwert der Wendeerfahrung kann nicht hoch genug geschätzt werden. Hier wurde Geschichte geschrieben.
Feste
Feste sind nicht per se unterwandert von rechts.
Feste sind geplante und kontrollierbare Ereignisse, Demonstrationen sind unberechenbar.
Auch auf Festen gilt: Musik und Bewegung sind niedrigschwellige Angebote, die Türen öffnen können. Gespräche können folgen.
Das Wichtigste an Festen: die Menschen, die ich dort erwarte – Freunde und Bekannte, dann Essen und Trinken, dann erst alle weiteren Bestandteile wie etwas erleben, etwas selbst schaffen.
Es ist den meisten Menschen gleichgültig, wer diese Feste organisiert, wenn sie nur gut funktionieren.
Wichtiger Bestandteil und wichtigster Grund für Konflikte auf Festen: Alkohol.
(Dorf)-Feste sind dazu da, das Eigene zu stärken und Rollen neu zu verhandeln.
Feste sind Gemeinschaftserlebnisse.
Die Rechten füllen auch auf Festen die Lücke, die die demokratischen Parteien lassen. Es gibt neben Musik, Bier und Bratwurst kleine Lehrgänge, Workshops, bei denen sie ihre Weltanschauung vermitteln.
AfD und die NEUE RECHTE
Rechtspopulismus bedient Fiktionalisierung und Konstruktion von Realitäten.
Der Unterschied z.B. von AfD-Tun und Theaterarbeit ist u.a. anhand des Umgangs mit der Komplexität von Themen sichtbar.
Die AfD zeigt Präsenz und füttert Bedürfnisse von Menschen kontinuierlich und vehement. Die anderen Parteien sind nicht sichtbar.
Die Neue Rechte und andere rechte Strukturen sind einladender geworden, ganzheitlicher und gestaltender als in den 90ern
Darstellende Kunst
Theater ist per se ein gesellschaftlich offener Raum. Diese Öffentlichkeit kann sich zur Verfügung stellen.
Theater erlaubt Fiktionalisierung und freie Gestaltung von Realitäten – Politik hat die reale Aufgabe, Zukunft zu gestalten.
Es bedarf einer offenen und vorurteilsfreien Haltung, um Begegnung im ländlichen Raum zu ermöglichen. Besserwisserei seitens der Städterinnen und Künstlerinnen ist nicht hilfreich.
Als Künstlerin aus der Stadt im ländlichen Raum tätig zu werden, erfordert die Motivation zu klären – warum bin ich da? – Will ich ein Dorf gestalten und mit welchem Recht? Bin ich Missionarin oder ist es mein Gegenüber?
Es gibt Chancen in der Strategie, das ICH als Kunstschaffende hinter einem Ereignis zurücktreten zu lassen.
Zuhören vor Agieren!
Künstlerische Formate auf Festen sind Chancen – das Publikum kann sich von sich selbst distanzieren, sich selbst neu erfahren – in Zusammenarbeit mit den vorhandenen Strukturen und Multiplikator*innen.
Welche Potentiale bietet dokumentarisches und recherche- und interviewbasiertes Theater für die künstlerische Arbeit im ländlichen Raum? Wie kann Theater Communitybuilding leisten?
Fazit
Es fehlt in der Position gegen „Rechts“: die „Mitte“.
Man muss mit Rechten nicht reden, aber unbedingt mit denen, die rechte Parteien wählen.
Brandmauer ist eine falsche Vokabel.
Vielleicht müssen wir andere Fragen stellen – nicht – was machen die Rechten falsch, sondern – was machen wir falsch?
Ästhetik ist eine Stärke jedweder politischen Szene.
Das Publikum will nichts Neues erleben.
Das Publikum ist neugierig. Darstellende Kunst kann Vorbildfunktion sein, neue Sehgewohnheiten, neue Musik, Diversität und Alternativen bieten für diejenigen, die dafür offen sind.
Mülltonnen anzünden ist das falsche Signal. Ein besseres: ein schlanker Eklektizismus – aussehen wie Bürgerinnen beim Auftritt gegen Rechts.
Was fehlt: Schulungen für Lokalpolitikerinnen, um Bundesthemen lokal umzusetzen, zu kommunizieren.
Zeit ist ein Thema – es braucht für alles – für Vertrauen, fürs Ankommen und Anbieten – Zeit.
Ausschließen, Rausdrängen, Abwerten geschieht aus Gründen und Impulsen. Diese sind benennbar und veränderbar. Dies ist eine Hoffnung.
Wir müssen mal weggucken von den Leuten, die marschieren und demonstrieren und hingucken zu den Leuten, die da Rasen mähen.